Brasil

 

Brasilien, das Land der Träume

farol alto

Der Brief Olá Alex, mein großer Freund, wie schön zu wissen, dass es dir gut geht, wie gut... Also, sag mir, hat dich Brasilien beeindruckt, wie hat es dir gefallen? Es ist wahrhaftig ein spezielles Land, findest du nicht? Es ist ein wunderschöner Kontrast, klar, nicht nur schöne Dinge gibt es, sondern auch traurige Dinge, im Grossen und Ganzen aber ist Brasilien schön, wenigstens für mich und für viele, die hier leben. Ich kann dir sagen, dass es ein Land ist, das eben erst geboren ist und immer noch einen großen Konflikt lebt, einen Konflikt zwischen den Gottheiten der Natur und dem Gott der Bibel der Europäer, zwischen dem Paradies und dem Fegefeuer, der Mutter Natur, die den Menschen (gratis) nährt und dem Menschen, der die Natur kontrolliert und unterwirft, dem Otium der Ureinwohner (indigenas) und dem europäischen Geist der Arbeit, dem freien Amazonien und dem privaten Besitz, zwischen der Liebe und dem Hass, zwischen Freude, Heiterkeit und tiefer Trauer, Carnaval und Totentanz (carnaval y funeral), dem Fraß und dem Hunger, dem Reichtum der Natur und dem materiellen, gehäuften Reichtum, oder sei es zwischen Gott und dem Teufel, wie gesagt, dem Himmel und der Hölle. Aber wie es auch sei, hoffe ich, dass dir meine Heimat ein klein wenig gefallen hat und du die Unterschiede mit "guten" Augen siehst (betrachtest).

Ich umarme dich, Fernando Und vergiss nicht, mir zu schreiben!

Die Reise Brasilien muss ein großes Land sein. Brasilien ist das Land des Samba, der TV-Seifenopern, der Heiligenerscheinungen, der knackigen Ärsche und des Fußballs, Heimat des Carnaval und der Straßenkinder. Auf meiner kurzen Reise durch ein winziges Gebiet des großen Brasiliens, habe ich viele Reiseimpressionen gesammelt, es waren sehr gegensätzliche Eindrücke, alle auf ihre Weise stark und wertvoll. Ein kleines bisschen Brasilien steht nun auch in diesen Zeilen geschrieben, lesbar durch das Wort und sichtbar durch die wortgegebenen Bilder, die jeder Leser durch seine Vorstellungskraft erst zu Leben erweckt. Brasilien war ein Bild in meinem Kopf, und so bot es sich an, meinen Rucksack zu packen und in den Flieger zu steigen, der mich in mein Bild befördern würde. Ob ich dann wirklich in meinem Brasilienbild gelandet bin, oder vielleicht doch in Ihrem, weiß ich nicht genau, jedenfalls musste ich öfters den Pinsel hervorholen, um hie und da Ausbesserungen vorzunehmen. Manche Stellen wurden kurzerhand übermalt, insgesamt wurde das Bild aber reicher und gewann an Tiefe. In meine Realität zurückgekehrt wirkt das Bild immer noch, und manchmal drängt es sich in mein Blickfeld, damit ich es mit frischen Farben überziehe. Wir wissen, wie Erinnerungen verblassen, wie wir sie formen, reduzieren oder ausschmücken. Nun begebe ich mich nochmals auf die Reise und wer weiß, was sich wieder entdecken lässt?

copa cabana tambem

Am besten Sie begleiten mich auf unserer Reise. Ja, dieses Mal wollen wir uns gemeinsam auf den Weg machen, mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken und dem festen Entschluss im Kopf, sich ein besonderes Bild zu machen:

Im Flugzeug war die Spannung groß, schließlich wussten wir nicht genau, was auf uns zukommen würde. War Brasilien noch so, wie wir es kannten? ...wir warten auf den Bus nach Vitòria. casas Noch gute 3einhalb Stunden. In der Zwischenzeit lassen wir uns vom regen Treiben, das um uns herrscht, beeindrucken. Sind wir beeindruckt? Nein, nicht unbedingt. Es scheint als wären wir schwer zu beeindrucken. Es ist wichtig, sich zu bewegen. Heute geht der Bus nach Salvador de Bahia. san salvador cidade Der Bus ist Luxus, mit Decke und Kopfhörer, den man an der Armlehne anschließt, wie im Flugzeug, nur die Sessel sind breiter und weicher, viel weicher, man versinkt fast im dunkelblau bezogenen Schaumstoff. 17 Stunden Fahrt. Die Musik im Radio ist gut. (Es singt eine Frau, ich frage dich ob du ihren Namen kennst, jedoch auch du kennst ihren Namen nicht.) Wir waren noch ein bisschen verwirrt, aber der Tag hat uns trotzdem gefallen. Jetzt gefällt es uns. Es ist wichtig sich zu bewegen, es ist wichtig, bewegt zu werden. Teufel, wir haben geglaubt, an unsere Grenzen gestoßen zu sein. Ja, Brasilien ist groß. Und die Bekanntschaft mit Eugen, mit dem wir in Rio für ein paar Tage die Wohnung geteilt haben, hat uns auch in gewissem Maße bedrückt. Beeindruckt. Man wird alt und kann irgendwie auf nichts zurückgreifen. Hm, welchen Wert hat das Leben? ...die ruhige, entspannende Musik mischt sich mit dem tiefen Brummen des Motors. Die geschäftigen Leute auf der Strasse halten für einen Moment inne, schauen in den Bus und wissen, dass wir eine Reise tun. ...Salvador de Bahia.

porto san salvador

Die Sonne geht zwischen den zerrissenen Wolken unter. Man möchte meinen, es sind die Wolken, die auf das Meer hinunterstrahlen. Der Wind rüttelt kleine Wellen in die Bucht, Frachtschiffe rosten auf dem Weg in ferne Länder.

Irgendwie fühlen wir uns hier fehl am Platze, aber das braucht niemand zu wissen, erst recht nicht die, die wir zu Hause gelassen haben. Alles ist so fremd, und trotzdem wir uns vermeintlich im Zentrum des Raumes befinden, lässt sich dieser nicht erkunden. Er offenbart uns seine Geheimnisse nicht und langsam verstehen wir, nicht der uns umgebende Raum ist fremd, wir sind die Fremden, die diese Welt nicht entziffern können. Staunend stehen wir im Auge des Wirbelsturms: Leben tanzen um unsere Köpfe und die Zeit erfährt innerhalb des Sturmes eine ungläubige Beschleunigung, die Dinge kreisen und schwirren im Sog des Wirbels um eine Mitte. Allein die Fremdheit verhindert, indem sie uns umhüllt, dass auch uns der Sturm erfasst und mitreißt. Die Mauer des Fremdseins ist hoch und innerhalb dieser Mauern verstreicht die Zeit langsam. Ich fürchte die Zeit hat in der Einsamkeit einen Verbündeten gefunden und findet Spaß daran, sich (gerade) in jenen Momenten nur mühsam fortzuschleppen, in denen jede noch nicht vergangene Sekunde verdammt und als unnötige Strafe empfunden wird, um sich sonst, wie könnte es anders sein, meist völlig unbemerkt davonzuschleichen. Im Park schmusen die Pärchen um die Wette, ältere Menschen wiegen sich zu sanften Rhythmen tanzend in den Schlaf, einen Schlaf, der ihr letzter sein könnte. Wir sind müde. Schließlich hat die Busfahrt mehr denn 20 Stunden gedauert, in denen die weichen Sessel mit jeder verstrichenen Stunde enger und enger wurden. Wir suchen jetzt unser Hotel und hoffen, dass nichts weggekommen ist, während wir ziellos durch dunkle Gassen bis zum Hafen geschlendert waren.

Morgen wollen wir ein anderes Hotel nehmen, eines am Strand. Oder sollen wir weiterfahren? Nach Praia do Forte? Wie war überhaupt Rio de Janeiro?(, frage ich mich.)

avenida atlantica

(Rio)...wir haben am Flughafen einen Bus in die Stadt genommen. Die Stadt war uns fremd, die Bilder zogen am Busfenster wie in einem Film vorüber. Am Straßenrand lagen junge Leute unter Decken, manche wuschen Taxis. Als wir am Strand entlang fuhren, entschlossen wir, an der nächsten Haltestelle auszusteigen. Wie sich später herausstellte, sollte es der Stadtteil Copacabana sein.

Am Strand wird Fußball gespielt und Foot-volley, hier jagt man wenige Meter von der vielbefahrenen Avenida Atlantica dem Ball nach und hält man sich an einfachsten, aus Stahlrohren geschweißten Turngeräten fit. Die wenigen Surfer warten auf die Welle. Wir wohnen in einem Appartement, einen Block vom Strand entfernt, mit Eugen aus Deutschland, er ist seit 20 Jahren in Brasilien und wird es wohl auch bleiben, wo er doch schon seinen Lebensabend lebt. Wir fahren gemeinsam in die Stadt und er schildert uns sein Brasilien.

Wenn wir am Strand im heißen Sand liegen, die Surfer beobachten und viel nackte Haut an uns vorbeiziehen lassen, dann zieht er durch die Strassen des Viertels auf der Suche nach einer billigen Unterkunft. Nachdem er die in einem heruntergekommenen Wohnblock findet, strahlt er vor Glück und der penetrante Gestank nach Urin und/oder Fisch, der schallende Lärm, der das ganze Gebäude mit Rufen, Geschrei, dumpfem Klopfen und Hämmern gegen die Wände und Türen erfüllt, auch das kaputte WC und die schmutzige Damenunterwäsche, die in der Dusche noch tropft, können ihm nichts anhaben. Er kann sein Glück kaum fassen. Unsere Wege trennen sich. Wir wünschen ihm viel Glück.

a cidade

...Brasilien ist groß und weit. Die unheimliche Weite Brasiliens ist beengend. Man fährt; man kann fahren und fahren, man scheint nirgends anzukommen. Es gibt kein Ziel, alles ist ein dauerndes Treiben, Getrieben-werden, Sich-gehen-lassen, irgendwie ein Vegetieren. In einem Einkaufszentrum mit Kinos ist die Schlange von Menschen, die in die zwei Kinosäle wollen (um einen Film zu schauen?), 80 und mehr Meter lang. Die ganze Halle ist eine aufgekringelte Schlange und mir kommt vor, die Leute sind froh, nicht gleich in das Kino hinein zu müssen, denn das wäre tatsächlich so etwas wie ein Ziel, und Ziele braucht man in Brasilien nicht zu haben und erst recht(schon gar) nicht zu erreichen. Eugen hat gesagt, in der Schlange zu stehen, in Reih und Glied, haben sie während der Zeit der Militärdiktatur gelernt. Ich glaube, das Leben ist ein Vegetieren, auf hohem Niveau und oft auf niedrigstem, aber immer ein Vegetieren.

Man lebt, um zu leben. Morgen könnte der letzte Tag sein, bloß, das macht nichts. Im Stillstand die Veränderung, das ist der Brasilianer eigentliche Übung. Ich vermute, ich tue dem brasilianischen Volk Unrecht. Für mich ist Brasilien ein Klischee, jetzt da wir hier sind, erst recht. Jaja, es gibt kein Morgen...eine beunruhigende Vor- und Einstellung. Dies wird dann auch das Klischee "Brasilien" ausmachen! Wir sind erst seit kurzem hier. (Schön) langsam gewöhnen wir uns an Brasilien, so vor sich hinleben... Man kann ja wirklich nichts erreichen. Alles bleibt und nichts. Nach der kurzen Zeit, die wir gemeinsam in Brasilien verbracht haben, behaupte ich nichtswissend, dass "Brasilien" eine Einstellung ist, jedoch weniger eine bewusste Lebensauffassung, denn eine unreflektierte Haltung einem Leben gegenüber, dessen Wert man nicht abzuschätzen wagt. Schicksalsergebenheit und Hoffnungslosigkeit prägen, gepaart mit besonderer Obrigkeitshörigkeit, in erster Linie gegenüber der Kirche, was sich leicht als tiefe Religiosität missverstehen lässt, das Bild.

igreja

Andererseits ist Brasilien so groß und weit; und das wird die einzige richtige Feststellung meinerseits sein. Und hübsche Frauen gibt es schon. Die gibt es auf der ganzen Welt, habe ich mir sagen lassen. Jetzt gehen wir ins Hotel. Wir sind hungrig. In der Halle des Einkaufszentrums übt eine Sängerin mit Gitarre brasilianische Lieder. Sie steht auf einem Tisch und beschwört die lange Schlange, die sich gebildet hat. Undifferenzierbares Stimmengewirr, ziemlich heftig, vorgetäuschte Geschäftigkeit oder auch nicht, und melancholische brasilianische Melodien...das hat schon was. ...Praia do Forte.

boote am strand

(Vereinzelte,) warme dicke Tropfen fallen vom Himmel auf unsere Wangen und kühlen die sonnenverbrannte Haut. Vollmond. Sterne funkeln, hohe Wolken türmen sich auf, hinter denen der Mond verschwindet. Dann ist es, als würden ringsum die Lichter ausgehen. Palmen schimmern silbern, Fischerboote schaukeln auf dem Ozean. Zwischen den Zähnen steckt Mangofleisch und bittere Orange. Das Meer rauscht, nun regnet es. Vier Tage sind wir jetzt in diesem kleinen Dorf und werden noch zwei Nächte bleiben.

Heute gab es leider kein Volleyballspiel, dafür gibt es eine Feier am Strand mit ein paar Leuten vom Dorf und ein bisschen billigem Schnaps. ...Schon eine Woche am selben Ort und nichts zu berichten.

kokusnüsse

Bekanntschaften im Dorf, Bekanntschaft mit Fulvio. Fotos haben wir keine gemacht, wen scheißt `s, du genießt die heißen Tage und obwohl wir uns im tiefsten brasilianischen Winter befinden, verkriechen wir uns in den Mittagsstunden im Schatten der hohen Kokosnusspalmen, die leider nur einen schmalen Streifen, wenn überhaupt, beschatten. Die Dorfbewohner kennen uns schon, weshalb wir am Abend zu einer Feijoada eingeladen sind. Hoffentlich vertragen wir den Fleisch-Bohneneintopf, ein brasilianisches Nationalgericht.

...schon zwei Wochen am selben Ort und nichts zu berichten. Brasilianische Frauen...was soll ich sagen? Es ist höchste Zeit, unsere Rucksäcke auf die Schultern zu packen und sich abzustoßen Richtung alten Ufern, nämlich wieder Rio de Janeiro. ...5 Uhr, der Bus nach Rio kommt. Busfahrt. Zeit, ein wenig Résumé zu ziehen. Jedoch nun schlafe ich lieber noch, in der Hoffnung, die lange Fahrt damit etwas zu verkürzen. Du starrst gedankenverloren in die Landschaft hinaus, die draußen im müden Licht des Morgens teilnahmslos vorbeizieht. Ich glaube, du denkst gerade an die vielen Erlebnisse der letzten Tage, und an Jaqueline im Besonderen, auch wenn du das nicht eingestehen willst. In den nächtlichen Spaziergängen am Strand unter tausend leuchtenden Sternen, die sie dir vom Himmelszelt holen wollte, war dir Jaqueline eine reizende Begleitung. Ich weiß, du hörst ihre süße Stimme, mit der sie dir fröhlich brasilianische Lieder sang, immer noch. In Praia do Forte hätten wir länger bleiben können. Wenn wir in wenigen Tagen heimkehren, dann kann der Sommer bei uns schon vorbei sein. Hier beginnt er erst langsam. Nun sind wir 27 Stunden unterwegs. Wir haben in Brasilien viel gesehen und hoffentlich ebensoviel gelernt. Dabei hätten wir noch so viel mehr sehen können, aber Brasilien verlangt nach Zeit, Zeit, die wir nicht haben. Unsere Reise ist noch nicht ganz zu Ende, es bleiben ein paar Tage Rio. 4 zumindest.Wir schreiben den 6. August. In Praia do Forte, dem kleinen Fischerdorf bei Salvador de Bahia, wird der Tourismus zusehends wichtiger. Von Petrobras gesponsert werden hier Meeresschildkröten von bis zu ½ Tonne Gewicht in 4x3 Metern kleinen Plastikwannen als Attraktion zu Tode gehalten. Trotzdem haben wir uns wohlgefühlt in diesem überschaubaren Dorf, wo die Welt in Ordnung schien.

am strand

Über heiß umkämpfte Volleyballspiele am Strand, auf dem Platz nahe der Kirche, einer kleinen Strandbar und ausgedienten Fischerbooten, einem Treffpunkt für die Leute von Praia do Forte, haben wir Freundschaften geschlossen, aufgefallen sind wir durch helle Haut und sonderbare Manieren. Bald waren wir im Dorf eine kleine Attraktion, neben den Schildkröten.

fischer in praia do forte

Zuletzt teilten wir mit Fulvio, dem Römer, eine Ferienwohnung. Zu besonderen Anlässen war er zwei Tage und Nächte lang besoffen und hat nur mehr Blödsinn geredet, kein Wunder. Dann kam er mir vor wie ein kleines, gekränktes Kind, das nicht verstand, dass ihn die Welt nicht verstehen konnte. Nach einer ausgestandenen Krebserkrankung erschweren ihm die Folgen einer Therapie, auf die sein Körper nicht richtig ansprach, das Gehen, worauf er, gedenk seiner jungen Jahre beschlossen hat, das Leben auf seine Art herauszufordern. Betäubung, Rausch, Exzesse, er hat immer alle Türen offen gelassen, vielleicht wollte er sich einfach nicht ausgesperrt fühlen. Er ist dem Leben hinterher gerannt und er tut es immer noch. Er lässt sich nicht lumpen. Er nicht, er ist Fulvio, er hält die Fahne hoch, und wann alle Lichter ausgehen, wird er es sein, der das letzte Licht abdreht. In Praia do Forte konnte man ein Brasilien erleben, fernab von dem Brasilien, das wir bisher in den wenigen Tagen kennen gelernt haben und welches nur um die Ecke daniederliegt mit glasigen Augen, schmutzigen, abgewetzten Kleiderfetzen, dreckigem struppigem Haar und einem lösungsmittelgetränkten Stofflappen in der kleinen Hand. Dennoch liefen im Dorf ein paar krumme Dinge, die von Abhängigkeiten, Ausgeliefertheit, falschen Hoffnungen oder schlicht Gedankenlosigkeit handeln. Was uns an Paria do Forte gefallen hat, war vor allem die Möglichkeit, am Dorfleben ein wenig teilhaben zu dürfen. Dafür sind wir allen dankbar. Unvergessen sind die vielen Momente voller Intensität.

...30 Stunden Fahrt, wir erreichen gerade den Busbahnhof von Rio:

luz na rua

zurück in Rio de Janeiro. Wir schlafen bei Vanessa. Auch sie zeigt uns Rio. Sie wohnt direkt am Ozeanstrand, an der Avenida Atlantica, von der geräumigen Wohnung im 10. Stock überblickt man die Strände von Leme und Copacabana.

copa cabana

Sie hat Glück gehabt. Sie studiert und liebt Tiere über alles. In einem Land, wo Menschenleben keinen Wert haben, promenieren frisierte Pudel mit Schühchen und pinkeln auf die nackten Kinderfüße, die unter Büschen Schatten und Schlaf suchen. Auch der Kinderfüße Schlaf könnte ihr letzter sein, mit diesem Bewusstsein schläft man in Brasilien ein und lässt es sein zu träumen. Für viele ist Brasilien das Land der Träume. Ich träume ebenfalls, ich träume von Türen, die einem offen stehen. Ich spüre, wie sie mir und uns offen stehen, sehe aber so viele, die vor verschlossenen Türen fristen müssen. Ich sehe, wie jenen unsere Türen verschlossen bleiben und auch eilig vor ihrer Nase zugeschlagen werden, damit sie sicher draußen bleiben.

fischerboot

Unsere Reise ist nun zu Ende, wir sind heimgekehrt. Seither wissen wir, dass wir nicht nur träumen dürfen, sondern einen Traum leben.

veröffentlicht von ala